Noch genau klingen die Worte in meinen Ohren, die dazu bewogen haben mich aus den sozialen Medien zurückzuziehen. „Wer den Großteil seines Tages auf Facebook verbringt und andere Lebensbereiche dafür vernachlässigt, leidet unter Umständen an einer Facebook-Sucht“. So blumig hatte man mir nahe gelegt wenig „Social“ zu sein.
Wenn es aber doch so einfach und naheliegend ist – immerhin bietet Facebook diverse Funktionen, sowie ein riesiges Netz aus Millionen Usern alleine in Deutschland, fällt es natürlich leicht, mehrere Stunden auf der beliebten Plattform zu verbringen. Bestimmt Facebook meinen Tagesablauf? Kann ich auf das soziale Netzwerk verzichten? Bin ich Facebook-Süchtig?
Anfang July habe ich den Schritt gewagt, den Entschluss gefasst. Jetzt also schon seit etwas mehr als zwei Monaten „ohne Facebook“. Was hat mir das gebracht? Welche Fragen haben sich mir gestellt? Sowas wie „Hast du dir einmal Gedanken darüber gemacht, wieso du Facebook wirklich verwendest? Möchtest du deine virtuellen Freunde wirklich an deinem Leben teilhaben lassen? Oder möchtest du dich nur profilieren?“
Mein Auto, meine Familie, meine Jacht
Vielen geht es heutzutage so, mehr oder weniger. Facebook gaukelt uns vor, wir wären sozial. Tatsache ist es aber so, dass wir alleine vor dem PC oder Smartphone sitzen. Wann hast du das letzte Mal mit deinen Freunden in der echten Welt durch deine Urlaubsfotos geblättert und ihnen erzählt, was du alles erlebt hast? Und sind deine Freunde wirklich Freunde, oder vielleicht doch nur Bekannte? Würdest du sie ohne Profilbild auf der Straße wiedererkennen?
Viele User sind sich ihrer Sucht nicht bewusst, oder sie wollen sie bloß verdrängen. Ein eindeutiges Zeichen für eine Sucht ist ein tiefes Verlangen. Wie geht es dir, wenn du nicht jederzeit Zugriff auf deinen Facebook-Account hast? Fühlst du dich dabei unwohl?
Wenn du dir deiner Sucht allerdings nicht bewusst wirst, kannst du auch nichts daran ändern. Frage dich daher selbst: „Was für einen Zweck erfüllt Facebook für mich? Kann ich ohne Facebook leben?
Wie jeder Gefangene einer Sucht würdest du dein Verhalten nie als Sucht bezeichnen. „Ich doch nicht!“ Du verstehst, auf einer bewussten Ebene, auf einer intellektuellen Ebene, dass Süchte ungesund sind, aber du bleibst weiterhin auf Facebook – und das verwirrt dich. Sobald du dich selbst dabei ertappst, dass du zu dir selbst „so abhängig bin ich gar nicht“ sagst, oder „wenn ich es nicht brauche schaue ich auch nicht hinein“, dabei aber jeden Tag, vielleicht sogar mehrmals online bist ohne daran vorbeizukommen, ist dies ein wichtiges Indiz.